Schule

Die Schule während des Weltkrieges

Als der Krieg ausbrach, wurde mit der Erntevakanz begonnen. Die Schüler verstanden bisher den Begriff Krieg nicht. So nach und nach begriffen sie, was für Nöte, Ängste und Sorgen der Krieg mit sich brachte.

Am 4. Mobilmachungstag rückte Hauptlehrer Stark nach Ludwigsburg als Lazarettinspektor ein. Dort blieb er bis zum Frühjahr 1915. Um diese Zeit kam er ins Feld zu einem Feldlazarett, mit dem er auf verschiedenen Kriegsplätzen weilte. Er kam unverwundet wieder vom Feld zurück.

Als der Landsturm aufgerufen wurde, mußte auch Hauptlehrer Hanßum dem Ruf des Vaterlandes folgen (am 26. August 1914). Auf die Reklamation des K. Evangelischen Oberschulrats hin wurde er aber am 23. September 1914 wieder vom Heeresdienst entlassen und dem Schuldienst zurückgegeben. Er hatte nun zunächst beide Klassen zu übernehmen. Nach der Herbstvakanz kam Erwin Duchèsne hieher, um die Unterklasse zu übernehmen. Mitte November 1914 wurde die Oberklasse geschlossen, weil in der Familie des Hauptlehrers Hanßum die Diphtherie ausgebrochen war. Neben seiner Schularbeit hatte er sich auch in der Ausbildung der Jungmannen in der Jugendwehr beteiligt.

Am 8. Januar 1915 wurde Unterlehrer Duchèsne zum Heeresdienst eingezogen. Von jetzt ab versah Hauptlehrer Hanßum beide Klassen bis zum 28. Februar 1919.
Jetzt mußte die Unterrichtszeit in den einzelnen Fächern eingeschränkt werden. Zeichnen und Turnen konnte nicht mehr erteilt werden. Während des Winterhalbjahres wurde dann noch von 7 – 9 Uhr abends Fortbildungsschule gehalten. Mit den Schülern wurden die wichtigsten Begebenheiten auf den Kriegsschauplätzen besprochen und die Kampforte auf der Karte aufgesucht. Im Gesangsunterricht pflegte man eifrig Vaterlands- und Soldatenlieder.

Der Ausflug auf den Hohenstaufen (17. Mai 1915) hat den Schülern eine große Freude bereitet. Am 13. Juli 1916 besuchten die Schüler die Kriegsausstellung in Stuttgart. Was gab es da alles zu sehen und anzustaunen!

Über die ganze Kriegszeit hatten beide Klassen recht hohe Schülerzahlen aufzuweisen:

Im Schuljahr 1914/15:        Oberklasse:                                                             108 Schüler
                                               Unterklasse:                                                               65 Schüler
                                               Fortbildungsschule (Knaben und Mädchen):     24 Schüler
                                                                                                          zusammen:    197 Schüler

Im Schuljahr 1915/16:        Oberklasse:                                                             100 Schüler
                                               Unterklasse:                                                               62 Schüler
                                               Fortbildungsschule (Knaben und Mädchen):     30 Schüler
                                                                                                          zusammen:    192 Schüler

Im Schuljahr 1916/17:        Oberklasse:                                                               96 Schüler
                                               Unterklasse:                                                              60 Schüler
                                               Fortbildungsschule:                                                 33 Schüler
                                                                                                          zusammen:   189 Schüler

Im Schuljahr 1917/18:        Oberklasse:                                                               90 Schüler
                                               Unterklasse:                                                               65 Schüler
                                               Fortbildungsschule (Knaben und Mädchen):     35 Schüler
                                                                                                          zusammen:    190 Schüler

Im Schuljahr 1918/19:        Oberklasse:                                                               76 Schüler
                                               Unterklasse:                                                               62 Schüler
                                               Fortbildungsschule (Knaben und Mädchen):     44 Schüler
                                                                                                          zusammen:    182 Schüler

Trotz der mancherlei Ablenkungen durch die Kriegsgeschehnisse und der Schwierigkeiten der häuslichen Zucht konnte das Lehrziel doch jedes Jahr im großen und ganzen erreicht werden. Daneben sind mancherlei Leistungen der Schüler im Dienst des Vaterlands (Sammlungen, …) aufzuweisen.

Zu erwähnen wäre auch noch, daß sich Hauptlehrer Hanßum an der Werbung zum Zeichnen von Kriegsanleihen beteiligt hat. Durch ihn wurden rund 202 000 Mark gezeichnet.

Da die Schüler der Oberklasse zum Besorgen der Feldarbeiten recht notwendig waren und die Ferientage zum Einbringen der Feldfrüchte nicht ausreichten, so erhielten sie vom K. Bezirksschulamt immer noch einige freie Tage bewilligt.
Die Schüler der Unterklasse mußten dagegen nach den Ferien in die Schule.

Als Anerkennung seiner Tätigkeit während der Kriegszeit wurde Hauptlehrer Hanßum mit dem „Charlottenkreuz“ (10. Oktober 1916) und mit dem „Preußischen Verdienstkreuz für Kriegshilfe“ ausgezeichnet.

Im Handarbeitsunterricht wurde unter Leitung von Fräulein Angelika Mayer fleißig gearbeitet. In der Hauptsache wurden allerlei nützliche Gegenstände für die Ausmarschierten angefertigt, insgesamt 393 Paar Socken und anderes. Mit der Zeit wurde die Wolle knapp und teuer. Die Mütter der Mädchen wollten keine so teure Wolle kaufen. So gab es mit der Zeit Widerwärtigkeiten, die die Arbeitsfreudigkeit der Arbeitslehrerin herabstimmte.

Wenn die mannigfache Mitarbeit der Schüler am großen Befreiungswerk des Vaterlandes auch nicht den erhofften Erfolg gebracht hat, so diente sie doch als Bereicherung des Geistes und Gemütes und zeigte den Schülern, was es heißt, Opfer zu bringen und einzustehen und mitzuarbeiten für das Vaterland. Sie hörten und sahen und erfuhren, was das Vaterland von jedem seiner Söhne und Töchter erwarten kann und darf.

Mit dem 1. März 1919 übernahm Hauptlehrer Stark wieder die Unterklasse.

Möchte unserer Jugend wieder bessere Tage beschieden sein! Möge sie aber vor allem die deutschen Tugenden, Treue, Mut, Ehrenhaftigkeit und Gottesfurcht pflegen und hochhalten und allen Lug und Trug und Heuchelei verachten und von sich weisen!